
AUSSICHTSREICHTUM IST AUCH EIN VERMÖGEN
LESEGESELLSCHAFT WÄDENSWIL
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Vorstellung vom
Mittwoch, 1. April 200920:00 Uhr
MIT RENATE LEEUKERT & ULRIKE ULRICH
Renate Leukert und Ulrike Ulrich blicken hinter Stirnen und Spülmaschinentüren, von Dächern und Gipfeln, halten mit ihren An sichten nicht hinterm Berg und lassen sich die Aussicht auf Besserung nicht verbauen. Sie leben in Zürich und sind zusammen ein Achtel der Literaturgruppeindex. Sie schreiben Kolumnen, Kurzgeschichten, Lyrik, Performance-Texte, Theaterstücke und vereinzelt Romane.
Als ich das erste Mal mit so einem richtigen 21-gängigen Velo einen Hügel heraufgefahren bin, das war in dem Jahr, in dem Roy Black gestorben ist, und es war eine Offenbarung, es war besser als Schokolade essen. Es war in den Ferien, unweit von Vrenelis Gärtli. Wirklich, ich kannte von zu Hause den Hülser Berg, 63 m inklusive Aussichtsturm, und dann stand ich vor dieser schroffen Felswand, die sich 2903 Meter in den Himmel erhebt, und wie nennen die Schweizer sie? Vrenelis Gärtli. Das klingt nicht nach Ferien, das klingt nach Vorgartenzwergidylle und Schrebergarten. Dieser ewige Hang zum Verniedlichen. Nichts ist niedlich an Vrenelis Gärtli, nicht einmal die Legende.
(Renate Leukert)
Aber jetzt ist es schon langsam seltsam, dass er nicht wiederkommt. Oder hat er gedacht, ich würde ihm folgen. Und nicht gemerkt, dass er die Tür zugeschoben, den Eisenhaken eingerastet. Unmöglich. Diese Tür zuschieben, den Haken einrasten, das ist ja keine Handlung wie Schlüsselumdrehen. Das ist ja eine Anstrengung. Ein Kraftakt. Und wieso hab ich nicht sofort gerufen? Weil ich seinen Namen nicht weiss? Weil gerade wieder eine Rakete in der Luft. Eben nicht explodiert. Sich zerlegt hat. Eine goldene Diadembombe. Weil ich dachte, der schöne Mann und ich auf dem Dach. Aber so schön eben doch nicht. Das Kinn zu eckig. Und dass er den Haken eingerastet hat, das habe ich ja nicht gehört. Überhaupt nichts gehört wegen dem Feuerwerk.
(Ulrike Ulrich)
Renate Leukert und Ulrike Ulrich blicken hinter Stirnen und Spülmaschinentüren, von Dächern und Gipfeln, halten mit ihren An sichten nicht hinterm Berg und lassen sich die Aussicht auf Besserung nicht verbauen. Sie leben in Zürich und sind zusammen ein Achtel der Literaturgruppeindex. Sie schreiben Kolumnen, Kurzgeschichten, Lyrik, Performance-Texte, Theaterstücke und vereinzelt Romane.
Als ich das erste Mal mit so einem richtigen 21-gängigen Velo einen Hügel heraufgefahren bin, das war in dem Jahr, in dem Roy Black gestorben ist, und es war eine Offenbarung, es war besser als Schokolade essen. Es war in den Ferien, unweit von Vrenelis Gärtli. Wirklich, ich kannte von zu Hause den Hülser Berg, 63 m inklusive Aussichtsturm, und dann stand ich vor dieser schroffen Felswand, die sich 2903 Meter in den Himmel erhebt, und wie nennen die Schweizer sie? Vrenelis Gärtli. Das klingt nicht nach Ferien, das klingt nach Vorgartenzwergidylle und Schrebergarten. Dieser ewige Hang zum Verniedlichen. Nichts ist niedlich an Vrenelis Gärtli, nicht einmal die Legende.
(Renate Leukert)
Aber jetzt ist es schon langsam seltsam, dass er nicht wiederkommt. Oder hat er gedacht, ich würde ihm folgen. Und nicht gemerkt, dass er die Tür zugeschoben, den Eisenhaken eingerastet. Unmöglich. Diese Tür zuschieben, den Haken einrasten, das ist ja keine Handlung wie Schlüsselumdrehen. Das ist ja eine Anstrengung. Ein Kraftakt. Und wieso hab ich nicht sofort gerufen? Weil ich seinen Namen nicht weiss? Weil gerade wieder eine Rakete in der Luft. Eben nicht explodiert. Sich zerlegt hat. Eine goldene Diadembombe. Weil ich dachte, der schöne Mann und ich auf dem Dach. Aber so schön eben doch nicht. Das Kinn zu eckig. Und dass er den Haken eingerastet hat, das habe ich ja nicht gehört. Überhaupt nichts gehört wegen dem Feuerwerk.
(Ulrike Ulrich)
Eintritt: 20.- (Mitglieder Lesegesellschaft 15.-)
erwerbslos, allein erziehend, Legi: ---
erwerbslos, allein erziehend, Legi: ---
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